Teilweise ist es wie in „Über Menschen“ von Juli Zeh (die hier in der Nähe wohnt) beschrieben: Der Bus fährt einmal am Tag und plötzlich sieht man ein Schild ‚Reichsombudsamt‘, was immer das sein soll.
Auf der Suche nach dem graubraunen Tiger

Teilweise ist es wie in „Über Menschen“ von Juli Zeh (die hier in der Nähe wohnt) beschrieben: Der Bus fährt einmal am Tag und plötzlich sieht man ein Schild ‚Reichsombudsamt‘, was immer das sein soll.
Warum der Osten tickt, wie er tickt – ein Baustein aus meiner persönlichen Sicht.
In unserer Familie wurde immer viel diskutiert. Lauthals bestätigten wir uns über die Kaffeetafel oder am Grill stehend gegenseitig, dass wir richtig dachten. Meistens ging es um die Fehler, die die Partei beim Aufbau des Sozialismus machte, falsche Planungen, fehlende Transparenz in den Medien, Altersstarrsinn der weisen Führer und den verrotteten Zustand des Kapitalismus, wie wir ihn aus Zeitungen, dem Fernsehen, dem Unterricht kannten. Man kann es auch zusammenfassen: Die da oben waren inkompetent und bekamen ihr Fett weg, die Medien waren zu parteiisch, der Zustand der Welt größtenteils schlecht. Und wir als Familie wissen das. Ach, wenn nur endlich jemand auf uns hörte.
Kurz vorm Himmel, mehr als 1000 Meter über den gewöhnlichen Tschechys und Polys, leben die Riesengebirgsbewohnys und bewachen das neue Jahr. Es darf erst hinter der Sněžka hervorkommen, wenn alle eingelegten Hermelinkäse, sämtliches Bier, jeder Knödel und der letzte Tropfen Knoblauchsuppe verschlungen und auf endlosen Langlauftouren wieder ausgeschwitzt worden sind.
Das ist unsere Aufgabe. Seit vielen Ewigkeiten treiben wir uns, vom Dresdner Jahresendmatsch befreit, Berge hoch und Speisekarten runter. Kindernörgeln echot durch die Zeit, Muskelkater nagt an reifenden Knochen.
Weißgraue Eisstürme, unendliche Kilometer, senkrechte Anstiege – nichts kann uns etwas anhaben.
Hauptsache, Weihnachten ist vorbei.
Sachen, die es nicht in die bisherigen Berichte geschafft haben.
Wenn man morgens um 5 mit dem Taxi durch Pushkar zum Bahnhof nach Ajmer fährt, hocken überall auf den Straßen Gurus und kacken.
Schlammgrau wälzt sich der Ganges in Rishikesh aus dem Himalaya, breiter als die Elbe. Er wirkt trotzdem sauber, trägt nur jede Menge Erde aus den Bergen. Keine Plasteflaschen, keine Fastfood-Behälter, keine toten Kühe treiben in ihm. Viele baden beim Rafting, das hier sehr angesagt ist und mich in seinem Umfang beinahe an die Ardeche in Südfrankreich erinnert.
Reisen hat immer auch viel mit Warten zu tun, zumindest wenn man nicht ganz exakt durchplant und eher so der „Komme ich heute nicht, komme ich morgen“-Typ ist. Wie ich.
23:45 Uhr kippt mich der Bus an einer Tankstelle vor Dharamsala ab und fährt davon, weit und breit kein Mensch, geschweige denn ein Taxi. Googlemaps sagt „Kein Problem, 7,5 km bis zum Hostel“.
„Do I have to eat it all?“, frage ich Sukhman, der neben mir im perfekten Schneidersitz thront, während ich eher wie eine abgestürzte Ente wirke. Er versteht die Frage nicht. Vor mir steht ein Blechtablett und ein Blechnapf, ich bin einer von täglich bis zu 75.000 Verköstigten beim Langar Meal im Golden Temple Amritsar.
An der Säule 104 stehen jede Menge Menschen, Busse kommen, aus ihnen lehnt immer ein Ausrufer, der nicht zu verstehen ist, es aber sein sollte. Vor einer halben Stunde hätte mich mein rollendes Bett nach Jodhpur einsammeln sollen.