„Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt“

Dieses Zitat von Ludwig Wittgenstein fiel mir heute Nacht und damit wie immer viel zu spät ein, als eine Handvoll Betrunkener „Happy Birthday“ gröhlend durch das Wombat Hostel zog. Dabei ist es bis zu Wittgensteins 130. Geburtstag noch sechs Tage hin. Dass er nebenbei in Wien geboren wurde, ist da schon fast zu viel des Zufalls.

Germknödel mit Schokofüllung und Vanillesoße standen am Donnerstag auf dem Speiseplan und damit vor mir auf dem Tisch, der süße Kram verhinderte aber nicht eine vehement geführte Diskussion um Diversität und ein Gendersternchen. „Herzensbrecher*in“ steht nämlich auf meinem hellblauen Armband, es leuchtet nachts bezaubernd und ich weiß immer, wo meine rechte Hand ist, für alle Fälle.
Das Glitzern fiel einem Kollegen auf.

Die Diskussion war dann die übliche: Wie man Sprache so verhunzen könne, Nebenschauplatz, ham wa doch schon immer so gemacht und so weiter auf der einen, seiner Seite versus die letzten zweitausend Jahre Ungerechtigkeit seien auch durch Sprache zementiert, warum nicht mal versuchen, geil bedeutete vor fünfzig Jahren auch noch was ganz anderes und so weiter auf der anderen, auf meiner Seite.

Zu einem Ergebnis kommt man so nicht, aber man wird munterer.

Die Assoziationsketten, an denen sich ein halbschlafendes Hirn durch wie in einer Lavalampe auf und ab wabernde Gedankenblasen hangelt, sind lang, ihr Anfang hing an der Erkenntnis „Die Idiotie ist (meistens) männlich.“ Dass Wien und Wittgenstein und sein Geburtstag am anderen Ende baumeln, macht mir aber gleich gute Laune, jetzt stehe ich auf. Strahlender Sonnenschein über Wien.

*Ich gendere nur selten, ich vergesse es oft und bin zu faul – auch im Großen zwei Ursachen für den Zustand unserer Welt, wenn auch nicht die bestimmendsten.
** Mittlerweile habe ich eine coole Alternative zum Gendern in Gebrauch – Entgendern nach Phettberg