Eine Whistleblowerin* heute zu mir:

„Holger Zastrow hält in den Katakomben der Hofewiese mehrere unschuldige Gartenzwerge als Sklaven gefangen, diese beobachten dutzende Monitore, welche Dresdner Fußgängerampeln zeigen. Wenn ein Fußgänger den Fußgängerampelknopf drückt, muss ein Zwerg die Dauer der Grünphase für Autofahrer verdoppeln, sonst bekommt er kein Abendbrot (schlimmste Strafe ever für Gartenzwerge).“

*Update zur Ampelproblematik

Manchmal kommen sie wieder!

Obwohl künstliche Haare, künstliche Zähne oder künstliche Brüste bei weitem nicht das mastikatorische oder haptische Erlebnis wie ihre originalen Vorbilder aus der Natur bieten, setzen wir unsere ganze Hoffnung derzeit in künstliche Intelligenz. Diese wird irgendwann all unsere überkomplexen Weltprobleme lösen. Zum Beispiel, dass ich an der Fußgängerampel auf der Albertstraße in Dresden fünf sehr lange Minuten auf eine sehr kurze halbe Minute Grün warten muss. Komm, du hast Zeit!

Warum hier alles vierspurig bleiben muss

Drei Wochen war der Skiweltcup vorbei
– den Eingebornen war er einerlei –
Da kam ein Schneegebiet geflogen
Und hat, das war sehr ungezogen,
Mal eben kniehoch alles eingeschneit.
Kostenlos. Es hatte Zeit.

Die ganze frisch beräumte Stelle
Wo vorher noch unglaublich schnelle
Skifahrer die Stöcke schwangen
Und Hymnen durch die Lüfte klangen,
Startpistolen knallend hallten,
Sportreporter aufgeregt rumschallten.

Einfach so, es machte Witze
Über Sachsens Christenspitze.
Jetzt wird die Hofewiese asphaltiert
Mit tausend Tiefkühltruhen dann verziert.
In denen lagert bis Zweitausendzwanzig
Der ganze Schnee. Der wird sonst ranzig.

Ach Palais Sommer…

…dass mit Christoph Gröner – Chef einer der größten Immobilienbuden Deutschlands – Euer Hauptsponsor und maßgeblicher Teil des in der Fragestellung „Demokratie oder Finanzdiktatur“ aufgeworfenen Problems auf dem Podium sitzt, hättet Ihr erwähnen können. Dass Ihr die angeblich zahlreichen Kommentare im Vorfeld der gestrigen Veranstaltung ansprecht, aber anscheinend gelöscht habt, bekommt dadurch einen sehr unangenehmen Geschmack, zumal mit den anderen Podiumsteilnehmern, inklusive der Moderatorin von RT Deutsch – vorsichtig formuliert – recht umstrittene Personen auf der Bühne redeten. Und das oft nicht mal zum Thema, aber das war dann nur noch das Tüpfelchen auf dem i.
Bin ziemlich ernüchtert, was Euch betrifft, Palais Sommer, Du kleingedrucktes Kulturengagement der Christoph Gröner Gruppe.

Konfuzius sagt: „Das Leben ist ein Auf und Ab!“

Ihr Lieben,

antizyklisch pinkeln lautet der Trick, um ein freies Flugzeugklo zu erwischen – der nur einen kleinen Nachteil hat: Meistens schlafen die Sitznachbarn, wenn man muss. Ich muss südöstlich des Baikals, laut Fluginfo. Mein erster Nachbar ist nachvollziehbar über der chinesisch und englisch untertitelten Heidi eingeschlafen, lange bevor das Kind zurück nach Frankfurt muss und der Almöhi in Trauer versinkt. Wir fliegen A380 mit gefühlt 5000 Passagieren, die Schlange beim Boarding in Shanghai Pudong war enorm.
China endet für mich also, wie ich es an allen möglichen und unmöglichen Orten erlebt habe: Mit schlafenden Chinesen.

Weiter geht’s!

Konfuzius sagte wahrscheinlich nicht: „Immer schön Zähne putzen!“

Ihr Lieben,

​mit einer halben Stunde Verspätung und mir auf Platz 45A, hebt der Airbus kurz nach 23:00 Uhr in München ab. Ein Fensterplatz. Vorteil ist das Fenster und dass man sich zum Schlafen an der Kabinenwand anlehnen kann, zum Pullern muss ich allerdings alle drei Mal den Chinesen(?) neben mir wecken und dazu bringen, wenigstens soviel Platz zu machen, dass ich vorbeikomme. Er hat sich in zwei Decken eingepackt und kann sich derart zur Raupe eingepuppt schlecht bewegen. Will aber auch nicht, Japaner ist er auf jeden Fall nicht. Wenn er ausatmet, trübt sich mein Handydisplay… die Liebste wäre auf meinem Platz schon gestorben. Oder explodiert.

Stunden vorher: Dresden von oben

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Deutschland, deine Busreisen!

In Deutschland reist man archaisch mit dem Bus. Was gäbe man dafür, in einem rasant beschleunigendem Shinkansen Hikari Superexpress zu sitzen, nichts wackelt, am Tisch lässt sich problemlos die Tastatur benutzen, die Landschaft rast vorbei und nach nicht einmal zwei Stunden ist man in München, nicht zu satt und nicht zu hungrig von den Onigiris, die von bildhübschen Japanerinnen unterwegs gereicht werden.

Oder wenigstens in einem Schlafabteil der russischen Eisenbahn, draußen ist es dunkel, man schreibt noch ein wenig am Tisch, nichts wackelt, die Tastatur lässt sich problemlos benutzen, dazu ein Dosenbier oder ein Tee von der Deschurnaja, ein paar gestotterte Gespräche mit Mitreißenden, frisch und munter steigt man nach acht Stunden Schlaf in München aus.

Doch wir sind in Mitteleuropa, in Deutschland, dem Land, das eine der ersten Eisenbahnen der Welt betrieb. Mittlerweile, reichlich hundertachtzig Jahre später, ist der Zug finanziell dem Bus hoffnungslos unterlegen, hinzu kommt eine fatale Ausdünnung der Strecken. Dresden – München verschlingt im günstigsten Fall sechseinhalb Stunden und kostet das Doppelte des Busses, mindestens einmal umsteigen muss man außerdem.

Und so sitzt man da, weiß, wie es besser wäre und kann trotzdem nichts ändern. Die Sitze durchgesessen, die Autobahn voll, bei dem Gewackel undenkbar, den Tisch genannten Ausklappmechanismus ernsthaft zu benutzen.

Dresden 2015

Ich wohne am Großen Garten. Nach dem Abendessen gehe ich gern ein bißchen spazieren im Park. Seit einiger Zeit beobachte ich dabei immer meine Umgebung, was sind das für Leute da, wie sehen die aus, könnten die etwas gegen mich haben und so. Wenn es dunkel ist, bin ich nur noch mit Freunden unterwegs, alleine ist es zu gefährlich. Zum Glück habe ich viele Freunde, es ist aber schon ein bißchen ärgerlich.

Ein indischer Bekannter sagte dies gestern auf dem Hechtfest zu uns.
Ich war schon in vielen Ländern, sicherlich gab es dabei die ein oder andere Situation, in die ich aus Naivität geraten bin oder in der anderer Menschen Habgier zum Problem wurde. Ich habe es bisher aber noch nicht erlebt, dass ich aus Angst wegen meiner Herkunft oder Hautfarbe abends nicht mehr vor die Tür gehen möchte. Hier ist anscheinend die Zivilisation auf dem Rückzug.

Heinz und Gerda

Wer die Gelegenheit hat, Heinz und Gerda kennenzulernen – und diese Gelegenheit haben alle, die in ihre akustische Reichweite kommen – stellt bald fest, dass es sich bei den beiden, entgegen des ersten Eindruckes, nicht um ein gemischtgeschlechtliches Paar Menschen handelt, sondern wahrscheinlich um eine Art Fledermäuse. Insbesondere das Männchen stösst mit hoher Regelmäßigkeit die für die Gattung charakteristischen Rufe ‚Gammordorniwissn‘ und ‚Häddnsejamadranschreimgönn‘ aus, mit welchen es Artgenossen zur Lautgabe auffordert und dem Weibchen sein Bemühen um Orientierung und Wehrhaftigkeit in einer dem eigenen Wohnzimmer fremden Umgebung signalisiert. Biologen rätseln momentan über den Sinn eines solchen Verhaltens: Einerseits schliesst das schlechte Gehör der Art eine Echoortung aus, anderseits dürfte die permanente Geräuschabgabe nach einhelliger Meinung kein fortpflanzungsbegünstigendes Kriterium sein. Vom Aussterben sind die Tiere jedoch zum Glück nicht bedroht. Wissenschaftler der Universität Leipzig glauben sogar, in den Rufen sächsischen Dialekt erkannt zu haben. Auf diesem Gebiet ist also weitere Forschung nötig, bevor wir Heinz und Gerda besser verstehen werden.