Ein langer Weg

„Wir stehen hier auch angesichts der Wahlergebnisse vor einer Riesenaufgabe.“ Der chirurgische Leiter des Herzzentrums Dresden öffnet eine gut gesicherte Tür in das Heiligtum der Spezialklinik an der Fetscherstraße und wir blicken auf ein mehrarmiges Ungetüm mit Bett, so zumindest der erste Eindruck der Apparatur, die fast den gesamten Raum ausfüllt.

„Mit Hilfe dieses modernen OP-Roboters, einer Spitzenentwicklung, wie sie nur in hochgradig international vernetzten Forschungsteams möglich ist, sind wir in der Lage, komplett künstliche Herzen zu implantieren. Dieser Meilenstein der Herzchirurgie kommt gerade rechtzeitig. Wir stellen nämlich fest, dass besonders hier in Sachsen immer mehr Menschen kein Herz besitzen, was sie zu kalten und bösartigen Wesen mutieren lässt. Wesen, die weder über Empathie verfügen noch zum Empfinden von Freude und Glück in der Lage sind und darüber letzten Endes den Kern ihres Menschseins verlieren oder schon verloren haben.“

Eine rote Warnleuchte an der Tür beginnt hektisch zu blinken und unser Interviewpartner bedeutet uns mit knappen Worten, dass ein Notfall ein weiteres Gespräch leider unmöglich mache, er würde jetzt dringend gebraucht. „Der Patient ist am Montagabend in Dresdens Innenstadt vor Wut einfach umgefallen, blutleerer Schädel, Gefahr im Verzug. Beim Sturz verletzte er sich auch noch an dem Schild, das er über seinem Kopf trug, irgendwas mit Freiheit stand darauf. Armer Kerl, die hatte er ja die ganze Zeit. In Zukunft wird er wohl seinen Akku regelmäßig laden müssen, bis wir auch noch das Problem der Energieversorgung in den Griff bekommen.“

Damit verabschiedet er uns, nicht ohne uns noch den Ausgang zu weisen, wir stünden jetzt leider im Weg.

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