Wikpedition nach Malta

Wahrscheinlich ahnt man schon beim Lesen der Überschrift, worum es geht, gab‘s ja auch schon woanders so oder so ähnlich. Ich saß heute Abend etwas duselig im Kopf vorm Rechner und schaute fern.


Fernsehen im meinem Sinne hat nichts mit ARD und ZDF zu tun, sondern mit Zappen durch verschiedene Webseiten. Meist lande ich bei Wikipedia und klicke kreuz und quer durch die Gegend. Es ist eben sehr bequem, w Suchbegriff in die Browseradresszeile einzugeben und auf Feuer zu drücken. Suchbegriff war in diesem Fall Malta, da wollte ich schon immer mal hin und außerdem war es Bestandteil irgendeiner heute gesehenen Schlagzeile, in der es, wie sollte es anders sein, um Banken und anderer Leute Geld ging.

Malta-dingli-coast-181

Erstmal gucken, wie das Klima ist. Deutsches Wetter verleitet ja zur Suche nach Alternativwohnsitzen. Mit seinen Durchschnittstemperaturen von 9-15 Grad im tiefsten Winter und 21-31 Grad im Hochsommer schreit Malta geradezu nach mir. Die nur fünf Sonnenstunden im Dezember klingen sicher auch schlimmer als sie sind. Am unteren Bildschirmrand wird aber eine Überschrift sichtbar, die mich automatisch zum Bier greifen lässt: Auf Malta herrscht Wasserarmut, laut UNO befindet sich mein Kopf gerade im wasserärmsten Land der Welt. Ich springe vor Schreck zur Umkehrosmose, einem Verfahren zur Meerwasserentsalzung, energieintensiv und nach meinem Verständnis nicht sonderlich vertrauenerweckend, was die eingesetzten Chemikalien betrifft.

Zurück nach Malta: Zum Archipel gehören ein paar Inseln mehr, auf Gozo und Comino wohnen sogar Menschen, wenn auch nur vier auf letzterer. Ich bestätige mir kurz meine Vorstellung der Definition von Archipel, dann will ich mal sehen, wie die vier so leben. Comino sieht nicht so weltbewegend aus, die blaue Lagune gefällt mir allerdings:

Blue Lagoon and Cominotto

Schnell mal rüber nach Gozo. Lustige Flagge haben die. Ich rolle mit Blick auf die Bilder nach unten und bleibe an der Höhle der Kalypso hängen. Kalypso… das war doch die, bei der Odysseus sieben Jahre wohnte, bis er doch noch zu Penelope zurückkehrte.

Arnold Böcklin 008

Mein Fall ist die nicht, die Frisur, die Blässe. Aber wer weiß, was die mit Odysseus gemacht hat, scheint ja fast unbekleidet rumgezirzt zu haben. Sieben Jahre vergehen im Beisein nackter Brüste und Schenkel sicher schnell. Die meisten der Namen habe ich früher im Kopf völlig falsch klingen lassen, Odüssëus, Pännelohpe. Vielleicht ist es ja immer noch falsch.
Auf Gozo leben schon seit 7000 Jahren Menschen. Über die Geschichte wandere ich zu den Sehenswürdigkeiten und überfliege daraufhin das Azure Window, dort wohnt der Große Bärenkrebs:

Bärenkrebs

Der wird 45 cm groß, niedlich sieht er nicht aus. Woraus besteht eigentlich der Panzer, ist das Chitin? Biologie ist zu lange her, über die der Art Großer Bärenkrebs übergeordnete Familie der Bärenkrebse gelangt man zum Carapax, vorderer Rückenpanzer des Krebses würde ich dazu sagen. Der besteht wirklich aus Chitin, einem Baustoff, den ich wesentlich spektakulärer in Erinnerung hatte, als Wikipedia ihn schildert. Leider habe ich die zur Erinnerung gehörende Zeitschrift irgendwann vor Jahren verborgt, allerdings kann man ja ohnehin nicht alles aufheben. Muss ich später noch mal mehr im Netz suchen, jetzt ist erstmal die Hintergrundmusik zu Ende. Und das Bier alle.

Weit bin ich ja nicht gekommen. Dabei bliebe noch einiges zu sagen, zum Beispiel zur europäischen Flüchtlingspolitik, die das ziemlich kleine Malta mit zehntausenden afrikanischen Boatpeople allein lässt und sich gleichzeitig über die Zustände in den Flüchtlingslagern mokiert. Europäische Politik war ja auch der Trigger zur Wikpedition nach Malta.

Hier noch die Musik, die lief: DJ Ipek – HappyEklektikEthnikXmix. Gefällt mir!

Glotze aus.

Titelbild von Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Azure_Window#/media/File:Sundown_Azur_Window.JPG (c) CC BY-SA 3.0