Alles alle!

„Wie jetzt, alles alle?!“ Ramona Bimböse glaubt, sich verhört zu haben. Doch das geht gar nicht, das kann gar nicht sein. Das Verhören ist durch die supraneurale Verbindung zu den anderen Aliens völlig ausgeschlossen, das wurde ihr mehrfach versichert. Angesichts der schwindelerregenden technischen Möglichkeiten, die Ramona auf dem Flug zum Konferenzort unweit des Gürtels des Orions gesehen und erlebt hat, zweifelt sie auch keine Sekunde an der richtigen Übertragung des Inhaltes. „Unweit“, blitzt noch mal kurz am Rande der Aufmerksamkeit auf, „unweit in Anbetracht von eineinhalb Lichtjahren zum nächsten Stern ist ja wohl auch ein bisschen Quark.“ Geht doch gar nicht!

Konfuzius sagt: „Wo Licht ist, wird auch Schatten sein!“

Ihr Lieben,

in Hangzhou, übrigens Partnerstadt von Dresden, bekomme ich das erste Mal in China schlechte Laune. Schuld ist ein Europäer: Der Tscheche hat nichts besseres zu tun, als die halbe Nacht laut Sprachnachrichten hin- und herzuschicken, sämtliche Interventionen von mir und anderen Zimmerinsassen, überwiegend Chinesen, zu ignorieren, bei offener Badtür unangenehm geräuschvoll permanent das Klo zu benutzen (tagsüber in China allerdings eher die Regel), sich dazu unglaublich cool zu geben. Naja, zum Glück geht es am nächsten Tag weiter nach Huangshan, von dort will ich ein, zwei Tage später – je nach Wetter, es regnet – in das gelbe Gebirge, das Huangshan-Gebirge, die Stadt ist danach benannt oder andersrum.

Zeig mir mehr!

Bei Rot bitte schreien!

Erst konnte ich diese Aufforderung an einer Brandenburger Fußgängerampel gar nicht glauben. Nachdem ich aber in den folgenden – laut und stinkend an mir vorüberdonnernden – fünfzehn Minuten den vor mir brausenden Verkehr nicht mal eben wie Moses seinerzeit das Wasser teilend durchqueren konnte, blieb mir gar nichts anderes übrig, ja es überkam mich gleichsam im Angesicht des in meinen Augen nunmehr hämisch grinsenden roten Teufels wie von selbst und siehe da, mein wuterfüllter Schrei brachte die heranwogenden Blechmassen tatsächlich zum Stehen und ließ die Ampel von rot auf grün springen.
Auf der anderen Seite angekommen, setzte ich meinen Weg vergnügt fort, hin und wieder markerschütternd schreiend, um das neu entdeckte Talent nicht gleich wieder an die Realität zu verlieren. Im Herbst sollten nämlich Wahlen gefeiert werden.