Alles alle!

„Wie jetzt, alles alle?!“ Ramona Bimböse glaubt, sich verhört zu haben. Doch das geht gar nicht, das kann gar nicht sein. Das Verhören ist durch die supraneurale Verbindung zu den anderen Aliens völlig ausgeschlossen, das wurde ihr mehrfach versichert. Angesichts der schwindelerregenden technischen Möglichkeiten, die Ramona auf dem Flug zum Konferenzort unweit des Gürtels des Orions gesehen und erlebt hat, zweifelt sie auch keine Sekunde an der richtigen Übertragung des Inhaltes. „Unweit“, blitzt noch mal kurz am Rande der Aufmerksamkeit auf, „unweit in Anbetracht von eineinhalb Lichtjahren zum nächsten Stern ist ja wohl auch ein bisschen Quark.“

Dann konzentriert sie sich wieder voll auf die in ihr Bewusstsein schwappenden Informationen: Dass es beinahe ein Naturgesetz sei, dass alle intelligenten Zivilisationen ihre Ressourcen nicht für popliges auf dem Planeten herumfahren verschwenden und dann nichts mehr übrig ist für das richtige Reisen zu den Sternen. Bei der Menschheit ist alles alle. Vielleicht gab es ein paar, von denen man nie etwas erfahren hat, weil sie ähnlich blöd gewesen waren. Man könne ja wohl mit Fug und Recht annehmen, dass die Schwelle zur intergalaktischen Intelligenz genau darin begründet liege, weitsichtig und nun ja, eben intelligent mit den Gegebenheiten zu hantieren.

Es liege hier ein Ersuchen eines gewissen Stephen Hawking vor mit der Bitte, doch den Erdbewohnern zu helfen, diese Grenze zu überwinden und in den Kreis der Reisenden aufgenommen zu werden. Dass diese Bitte leider nicht positiv beschieden werden könne, der Sprung vom Kuscheltier zur ebenbürtigen Kreatur stelle ja schließlich auch bei Menschen eine unüberwindliche Hürde dar: Kein Meerschwein dürfe darauf hoffen, dieses komische Autofahren beigebracht zu bekommen. Dieses sinnlose Hin- und Hergehetze in veredelten Rohstoffen, die nach Gebrauch weggeworfen würden, ja eben das. Wahrscheinlich würde das ein Meerschwein gar nicht lernen wollen, womit es sich eigentlich nach allgemeiner Auffassung als intelligenter als die herrschende Spezies des Planeten Erde benehme, vielleicht solle man ja diesen armen Lebewesen eher ein derartiges Angebot machen?

Die verschiedenen Argumente erstrahlen in Ramona Bimböses Kopf wie Silvesterraketen, bis die Diskussion unvermittelt abbricht und ein klar formulierter Ablehnungsbescheid ihren Platz einnimmt, verbunden mit dem Auftrag, die Menschheit davon in Kenntnis zu setzen. Ohrenbetäubender Lärm, bunte Fraktale wirbeln durch Raum und Zeit und ehe Ramona es sich versieht, sitzt sie bei schönstem Sonnenschein in Dresden auf dem Stuhl vor einem Café, welches angesichts der für diese Jahreszeit völlig normalen Temperaturen einen gigantischen Heizpilz aufgebaut hat, damit die armen Besucher nicht im Kalten sitzen oder gar in das Gebäude hineingehen müssen.