Konfuzius sagt: „Wie man in die Höhle hineinruft, so schallt es aus ihr heraus!“

Ihr Lieben,

heute hat es angesagt geregnet und war für bisherige Verhältnisse recht kühl. Was also tun? Das Hostel empfahl mir Höhlentouren, insbesondere die Silver Cave wäre ein wahres Kleinod – eher Großod – und man dürfe sie nicht verpassen. Also kurz nach Zwölf, als es aufhörte zu schütten, rein in die Stadt gelaufen, das „Yangshuo Sudder Street Guesthouse“ liegt ein wenig außerhalb von Yangshuo. Unterwegs kam ich am Imbiss vorbei, in welchem ich gestern recht lecker und preiswert gegessen habe. Der Koch stand wieder vor der Tür, winkte mir und ich sagte ihm, dass ich später nochmal vorbeikäme, ich müsse ja irgendwann zurück ins Bett. Er verstand.

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Konfuzius sagt: „Wahre Schönheit kommt von innen!“

Ihr Lieben,

fast wäre ich Gefahr gelaufen, für immer in Yangshuo hängenzubleiben. Es ist einfach zu schön. Aber da das 1700 km vom Treffpunkt mit der Liebsten in Shanghai entfernt ist und ich natürlich noch mehr von China sehen muss, breche ich am Sonntagmorgen auf. Routiniert frage ich den Fahrer des ersten, für meinen Rucksack groß genug erscheinenden dreirädrigen Elektrokarrens, in bestem Chinesisch: „Guilin Bus?“ Er freut sich, zeigt mir die Geste für 15 (gekreuzte Zeigefinger für 10, aufblinkende Hand für 5), ich nicke, zahle, wir fahren los. Auf den ersten Blick wirkt er wie 75, sein Fahrstil ist der eines 18jährigen. Er singt unterwegs, grüßt diverse Leute an Straßenständen und lacht. Nach einer Weile hält er hinter einem Bus, allerdings noch lange nicht an der Yangshuo North Bus Station, zeigt darauf und wiederholt Guilin. Skeptisch steige ich ab, schnappe meinen Krempel und frage den Busfahrer: „Guilin?“ Nicken, lachen, twentyfive, einsteigen.

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Konfuzius sagt: „In der Ruhe liegt die Kraft!“

Ihr Lieben,

unterwegs von Guilin nach Hangzhou. Mit dem Nachtzug. Auf einem Sitzplatz. In einem überfüllten Abteil voller schnatternder Menschen, chinesischen Schlagern aus Handylautsprechern, der Zug selbst scheint auch noch über eine Art Radio zu verfügen, aus dem als Hintergrund chinesische Flötenmelodien tönen und natürlich gibt es verschiedene angenehme und unangenehme Gerüche, ganz schön warm ist es auch. Die chinesischen Sitze passen zwar zu meinem Hintern, deren Lehnen aber nicht zu meinem Rücken, Beine ausstrecken ist auch nicht, überall steht Gepäck herum. Abfahrt ist pünktlich 19:40 in Guilin, Ankunft wird am nächsten Tag 12:35 in Hangzhou sein, ungefähr 1600 Kilometer in 17 Stunden. Nun kann man sich fragen, warum ich mir das antue. Die Antwort ist einfach: Weil ich es nicht anders hinbekommen habe und weil es mich nicht stört. Wünsche ich mir.

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Zwischen Traum und Traum

Nachts, irgendwo
Um 4 werde ich munter. Das leise Murmeln der zwei Mütter auf den Sitzen gegenüber habe ich als bizarre Gespräche in deutsch und russisch in merkwürdige Träume eingebaut, leider gelingt es mir nicht, diese festzuhalten und aufzuschreiben. Der Waggon ist voller Zombies, die zwischen Schlafen und Wachen gefangen sind, in beim Anblick schmerzenden Positionen verharren, vielleicht seit Stunden. Der Umgang der wenigen Wachen mit ihren geistig abwesenden Mitreisenden wirkt sorgsam, man steigt vorsichtig über in den Gang ragende Gliedmaßen, wechselt sich beim Ablegen des Kopfes auf dem Tisch ab. Es kommt auch kein Essenwagen mehr vorbei. Ich habe überhaupt keine Vorstellung, wo wir uns befinden und schlafe wieder ein.

Nasenrücken bei 200 km/h

Morgens. 7:21.
Die meisten sind wieder wach, putzen Zähne, schminken sich an einer der vier Waggonwaschstellen, die Männer rauchen oder spielen Karten. Manche schlafen noch. Wir halten in Städten mit gigantischen Wohnhochhäusern, 30, 40 Etagen und vielleicht höher. Die Frauen an meinem Platz stehen zur Hälfte und schwatzen lustig durcheinander, lachen mich an, eine fährt immer wieder über ihren Nasenrücken und zeigt zu mir. Ich soll etwas antworten, weiß aber nicht worum es geht.
Der Zug fährt auf freier Strecke sehr schnell, sicher 200 km/h. Es fühlt sich alles entspannt an, auch wenn alle Gliedmaßen taub sind. Zähne geputzt habe ich auch schon. Das Zugradio läuft wieder. Noch reichlich 5 Stunden, ich bestehe hauptsächlich aus Hintern.

Konfuzius sagt: „Wo Licht ist, wird auch Schatten sein!“

Ihr Lieben,

in Hangzhou, übrigens Partnerstadt von Dresden, bekomme ich das erste Mal in China schlechte Laune. Schuld ist ein Europäer: Der Tscheche hat nichts besseres zu tun, als die halbe Nacht laut Sprachnachrichten hin- und herzuschicken, sämtliche Interventionen von mir und anderen Zimmerinsassen, überwiegend Chinesen, zu ignorieren, bei offener Badtür unangenehm geräuschvoll permanent das Klo zu benutzen (tagsüber in China allerdings eher die Regel), sich dazu unglaublich cool zu geben. Naja, zum Glück geht es am nächsten Tag weiter nach Huangshan, von dort will ich ein, zwei Tage später – je nach Wetter, es regnet – in das gelbe Gebirge, das Huangshan-Gebirge, die Stadt ist danach benannt oder andersrum.

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Konfuzius sagt: „Everything’s Gonna Be Alright!“

Ihr Lieben,

heute war ich in Hongcun, einem Dorf, das UNESCO-Welterbe ist. Auf dem Rückweg verpasste ich den Bus, der Bahnhof schließt 16:00 Uhr. 100 km laufen? Der nächste Taxifahrer machte mir irgendwie klar, dass es 150 Yuan kosten würde, den ganzen Weg per Taxi zurückzulegen, aber kein Problem sei. Ich zögerte, man wird hier zu oft mit niedrigen Preisen konfrontiert, die Hinfahrt kam 20. Nach 3 Minuten erzählte er mir andere Dinge auf Chinesisch, bedeutete mir, für 20 Yuan einzusteigen und fuhr mich vielleicht 15 km zu einer großen Straße. Dort sollte ich im Taxi warten, er stand daneben, rauchte und hielt nach 5 Minuten einen Bus nach Huangshan an, der aus einer anderen großen Stadt kam, vermittelte mich an dessen Fahrer, dem ich 10 Yuan in die Hand drückte. Eine Stunde später war ich im Hostel, wurde direkt vor der Tür abgesetzt. That’s China. Everything will be alright. Auch ohne die Sprache nur ansatzweise zu verstehen.

Wie er fuhr, der Taxifahrer, lässt sich nicht beschreiben… er hatte anscheinend Sorge, den Bus für mich zu verpassen. Im Prinzip mit Martinshorn, er unterbrach das Hupen nur, um auf dem Handy rumzutippen.

Bleibt gesund!

…kuss /mischenka

​Konfuzius sagt: „Im Traum tanzen wir wie Kraniche!“

Ihr Lieben,

Song, eingeschlafen. Hinter mir ist noch jemand unbequem weggenickt…

dieser Sonnabend ist der Tag meine Rückreise nach Hangzhou, dort wird am Abend die Liebste eintreffen.
Song „Die Erträumte“, so interpretiere ich völlig frei ihren von ihr ins Englische übersetzten Vornamen, dessen chinesische Variante ich leider vergessen habe (Song ist der Nachname, ihr Vorname würde die beiden Zeichen für Traum und nach, danach beinhalten) fährt ebenfalls dorthin und sitzt neben mir im Bus. Sie ist 20 und redet ununterbrochen, eine Mischung aus Chinesisch und kaum verständlichen englischen Brocken, tippt parallel dazu Zeichen in ihr Handy und zeigt die Übersetzungen erläuternd herum. Mühsam kann man auf diese Art Antworten auf die Mysterien chinesischen Lebens bekommen:

Als da wären…

Elektrochina

Was hat man nicht alles für Vorstellungen von Chinas Elektronikmärkten. Schier unendlich groß, eine Fülle unbekannter Geräte zu einem Spottpreis. Die Wahrheit ist viel profaner. Groß sind sie in der Tat, sie können locker mehrere Etagen eines 20geschossigen Hochhauses einnehmen. Schlendert man an den einzelnen Läden vorbei, die sich auf einer Etage dicht an dicht drängen, stellt man fest, dass es größtenteils dasselbe wie bei uns gibt.
Und dass man alles reparieren lassen kann – bei einem beträchtlichen Teil der angepriesenen Sachen handelt es sich um Displays, Mainboards, sonstige Einzelbestandteile verschiedener Smartphones, Kamerateile, elektronisch und mechanisch. Inmitten der nerdigen Utensilien thront auch oft gleich rauchend der dazugehörige Fachmann oder die Fachfrau, manchmal auch Nudeln schlürfend, an diese wendet man sich, wenn das Handy mal wieder einen Sturz nicht überlebt hat. Die Freaks können natürlich nur begrenzt zaubern, wenn nichts mehr zu retten ist, verscherbelt man im wahrsten Sinne des Wortes die Reste oder legt für ein Neugerät noch ein paar Scheine obendrauf.

Konfuzius sagt: „Das Leben ist ein Auf und Ab!“

Ihr Lieben,

antizyklisch pinkeln lautet der Trick, um ein freies Flugzeugklo zu erwischen – der nur einen kleinen Nachteil hat: Meistens schlafen die Sitznachbarn, wenn man muss. Ich muss südöstlich des Baikals, laut Fluginfo. Mein erster Nachbar ist nachvollziehbar über der chinesisch und englisch untertitelten Heidi eingeschlafen, lange bevor das Kind zurück nach Frankfurt muss und der Almöhi in Trauer versinkt. Wir fliegen A380 mit gefühlt 5000 Passagieren, die Schlange beim Boarding in Shanghai Pudong war enorm.
China endet für mich also, wie ich es an allen möglichen und unmöglichen Orten erlebt habe: Mit schlafenden Chinesen.

Weiter geht’s!